Wieder einmal wurde eine Statistik zur Beschäftigung in der Zeitarbeit veröffentlicht, hier vom Statistikportal Statista aufbereitet. Zur Verfügung gestellt wurden die Daten aber von der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen der turnusmäßigen Veröffentlichungen.

Auch wenn sich die Branche im Zuge der gerade beschlossenen Änderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) wieder einmal etwas stärker im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung befindet, verbergen die Zahlen keine bahnbrechenden Neuigkeiten.

Immer noch liegt der Schwerpunkt der Tätigkeiten im gewerblich technischen Umfeld. So stellen die Bereiche Metall- Elektro, Logistik sowie das Handwerk und das Sicherheitsgewerbe den Großteil der Berufsfelder.

Was in der öffentlichen Bewertung der Zeitarbeit aber immer wieder verdrängt bzw. außen vor gelassen wird ist der Umstand, dass es nach wie vor nur knapp unter einer Million Beschäftigte in der Zeitarbeit gibt. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Deutschland je nach Konjunktur- und Arbeitsmarktlage von 1,5 bis 2.5 %. Im Gegensatz dazu gibt es beispielsweise über 7 Millionen geringfügig Beschäftigte, die allerdings in der Regel in Teilzeit tätig sind und bereits 2014 gab es über 4,5 Millionen Freelancer, die z.B. in IT Projekten arbeiten.

So wird deutlich, dass die Darstellung, die Zeitarbeit sei ein oder gar das Kernproblem des Arbeitsmarktes vollkommen an der Realität vorbeigeht. Klar ist, dass die von den sog. Normalarbeitsverhältnissen abweichenden Beschäftigungsformen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und sollen an dieser Stelle nicht bewertet werden. Doch ist bereits die Definition des Normalarbeitsverhältnisses an sich  in der heutigen Zeit aufgrund immer häufiger und schneller wechselnden Lebens- und Beschäftigtungsphasen deutlich hinterfragbar. Ist der Begriff „normal“ für jeden Arbeitnehmern in jeder Lebenssituation gleich besetzt? Bedeut „normal“ zwangsläufig eine Vollzeittätigkeit auszuüben und wie viele Beschäftigungsverhältnisse in welchem Zeitraum sind „normal“?

Im Ergebnis bleibt Zeitarbeit nur eine Form des drittbezogenen Personaleinsatzes und spielt auf den gesamten Arbeitsmarkt von der Anzahl der Beschäftigten her gesehen eine eher untergeordnete Rolle.

Im Übrigen hat die Branche einen bemerkenswerten Wandel hinter sich. Gab es vor einigen Jahren noch so gut wie keine Tarifverträge, werden diese nunmehr nahezu flächendeckend angewendet. Die Arbeitgeberverbände und private Initiativen versuchen mit QM Systemen die Qualität der Dienstleistung weiter zu verbessern und auch das Verständnis der Kunden hat sich deutlich gewandelt. Immer stärker werden Dienstleister nicht nur nach dem Preis ausgewählt, sondern anhand der Unternehmensphilosphie und gelebten Dienstleistungsqualität. In Rahmenverträgen werden Zertifizierungen wie DIN ISO oder SCP verlangt, Nachweise über pünktliche Zahlungen an Krankenversicherungen und Sozialversicherungsträger sind mittlerweile Standard. Man versteht sich insgesamt viel  stärker als Partner was allen Beteiligten zu gute kommt. Gerade bei Themen wie der Arbeitssicherheit ist das eine sehr zu begrüßende Entwicklung.

Ein Übriges tut hier der sich immer stärker wandelnde Arbeitsmarkt. In Zeiten, in denen sich Fachkräfte ihre Arbeitgeber aussuchen können, haben nur die besten Unternehmen eine Chance, Spezialisten für sich zu gewinnen. So reguliert auch der Markt die Qualität, weil letztlich nur die Zeitarbeitsunternehmen am Markt bestehen werden, die vernünftige und marktübliche Löhne zahlen, sich als Partner ihrer Angestellten verstehen und eine langfristige Strategie verfolgen, die nicht nur kurzfristigen Profit zum Kern hat.

Diese Entwicklung wird sich früher oder später auch auf die in der Zeitarbeit vorzufindenden beruflichen Qualifikationen auswirken. Denn Bewerbermangel, Tarifverträge und nicht zuletzt die Branchenzuschläge haben die Zeitarbeit teurer gemacht. Das dient vor allem den Beschäftigten, was hilft, den Leumund der Branche weiter zu verbessern. Gleichzeitig fordern aber auch die Kundenunternehmen für die höheren Preise eine deutlich bessere Dienstleistung.

Dieses Zusammenspiel wird dazu führen, dass vor allem die beratungsintensiven und höher bezahlten Berufe eine Zukunft in der Personaldienstleistung haben. Denn schon heute gibt es die Situation, z.B. im Lager- und Logistikbereich, dass Zeitarbeitnehmer aufgrund der eigenen Tarifverträge höhere Stundenlöhne erhalten als ihre festangestellten Kollegen, die einem anderen Tarifvertrag unterliegen.

So könnte dann hierin auch die Zukunftsaufgabe für die Branche liegen, nämlich sich noch stärker als Personaldienstleister zu positionieren, die auf die unterschiedlichen Personalanfragen der Unternehmen die richtige Antwort haben, die vor allem darin liegt, den richtigen Kandidaten für eine Position zu finden und dann zur Verfügung zu stellen und nicht, die günstigsten Löhne anzubieten.