Regelmäßig klären aktualisierte Statistiken darüber auf, was jeder Berufstätige sowieso schon weiß. In Deutschland arbeitet ein Volk von Pendlerinnen und Pendlern. Auch wenn es in Ausnahmefällen Menschen geben soll, denen das Pendeln zwischen Wohnung und Arbeitsstätte Spaß zu machen scheint, sind sich die meisten Pendler darüber einig, daß Pendeln vor allem Zeit und Nerven kostet. Egal ob mit dem Auto oder der Bahn, andere Verkehrsteilnehmer oder Mitreisende machen aus den meisten Touren kein reines Vergnügen.

Doch lässt sich hieran überhaupt etwas ändern und wenn ja was? Klar scheint, dass trotz der Verdichtung der Ballungszentren eben auch nicht jeder Berufstätige in der Nähe seines Arbeitsplatzes wohnen kann. Zu teuer und knapp ist der Wohnraum in den angesagten bzw. prosperierenden Städten und Metropolregionen. Davon abgesehen wird es immer Menschen geben, die das auch gar nicht wollen.

Sicher hat sich im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs in den letzten Jahren einiges zum Besseren gewandelt, aber Verspätungen oder überfüllte Züge und Busse sind weiterhin Teil des Problems. Dazu kommen Regionalpolitiker, die ihre eigenen Kämpfe gegen Autofahrer oder Straßenbahnen fechten und nur bis zur jeweiligen Stadtgrenze denken. Kurz gesagt, es fehlen oft einheitliche Ansätze und Konzepte. Denn eins ist klar, nur wenn es ganzheitliche Lösungsvorschläge gibt, werden sich die Gewohnheiten ändern können und zudem keine wesentlichen Nachteile für Unternehmen wie Arbeitnehmer/innen entstehen.

So macht es vor allem keinen Sinn, einzelne Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen, hat doch jedes Verkehrsmittel in spezifischen Situationen Vor- und Nachteile. Am Beispiel Hamburg wird deutlich, wie schwer es ist, hier die unterschiedlichen Interessenlagen in Einklang zu bringen.

Von Seiten einiger Politiker wird die Fahrradstadt ausgerufen, gleichzeitig werden Busspuren zum Nachteil von Autofahrern umgestaltet. Um den flächendeckenden Wechsel weg vom Auto zu erreichen, fehlt es aber oft an der Schaffung von Alternativen. Zudem wird Hamburg seinen Status als Nadelöhr im Norden noch für Jahrzehnte behalten, nahezu sämtlicher Verkehr von und nach Skandinavien läuft durch Hamburg. Macht es da Sinn, die Stadt abzuschotten? Wohl eher nicht. Auch Pendler mit dem Auto zum Umsteigen zu nötigen, ist zu kurz gedacht, gibt es doch in Hamburg zum einen weder genug Wohnraum für noch mehr neue Mitbürger, noch schaffen es die Nahverkehrsnetze schon jetzt kaum, halbwegs planungssichere Verbindungen anzubieten.

Gut, ein wenig überspitzt formuliert, doch wird so erkennbar, in welchem Spannungsfeld sich die Verkehrspolitik bewegt. Und dabei wird zu selten darauf geachtet, wie es den Berufstätigen geht.

Macht es vielleicht nicht gerade auch die Möglichkeit, verschiedene Verkehrsmittel wählen zu können, halbwegs erträglich, jeden Tag zu pendeln? Soll man wirklich aus einem Vorort jeden Tag 25  KM mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, obwohl es vor Ort keine Duschmöglichkeit gibt und die Kinder vorher in die KITA gebracht werden müssen?

Dabei bleiben viele Ansätze von vorneherein politisch motivierte Manöver, die den einen oder anderen Weg bevorzugen, ohne Alternativen aufzuzeigen. Menschen auf die Schiene zu bringen, macht jedenfalls nur Sinn, wenn es genug Kapazitäten gibt. Das gilt z.B. für Park and Ride Parkplätze, die aber oft in anderen Bundesländern liegen, bzw. gerade nicht ausreichend vorhanden sind.

Auch das Fahrradfahren in der Stadt ist nur dann eine echte Alternative, wenn es bestimmte Straßen oder Wege gibt, die echtes Pendeln erlauben. Bisher sind das alles politische Prestigeprojekte, die meist recht wenig bewirken.

Was bleibt? In Regionen wie Hamburg verbieten sich Versuche, im Alleingang politische motivierte Ansätze zu probieren. Ohne ein Zusammenwirken der unterschiedlichen Interessenverbände und vor allem einer länderübergreifenden Kommunikation, bleiben die Probleme bestehen und werden diejenigen demotiviert zurücklassen, die meist gar nicht gehört werden, nämlich Pendlerinnen und Pendler.

Und das Pendeln ganz abzuschaffen ? Unter dem Stichwort Homeoffice oder Telearbeit wandert der Arbeitsplatz zum Wohnort. Sicher wird es künftig immer mehr Möglichkeiten geben, solche Konstellationen zu schaffen und eine neue Präsenzkultur in Unternehmen zu etablieren. Aber das ist ein langer Weg und wird ebenfalls alleine nicht ausreichen, die Pendlerströme zum Erliegen zu bringen.

Wie ist Ihre Einschätzung dazu?