Auf den ersten Blick dürfte in der öffentlichen Wahrnehmung sofort an Vorstandsvorsitzende großer Industrieunternehmen gedacht werden. Eine kleine verschwiegene Gemeinschaft, die von ebenso exklusiven wie hochbezahlten Personalberatern leise und unauffällig von Kontrakt zu Kontrakt vermittelt wird.

Nun ist der Alltag leider oft weitaus weniger glamourös, wenngleich die meisten Aspekte hier ebenfalls  zutreffen. Die Rede ist vom Profifußball, wobei auch andere Sportarten über ähnliche Strukturen verfügen, wenn auch meist mit deutlich geringerem finanziellen Background. In jedem Fall lassen sich die Profifußballclubs die Vermittlung von Talenten durch Spielervermittler einiges kosten. Und auch wenn es dabei nicht um besonders viele Personen geht, wird deutlich, wie hoch die Provisionen im Einzelfall sein können.

Die mehr oder weniger gelassene Hinnahme dieser Umstände verwundert. Denn wo auf der einen Seite der Branche der Personalvermittlung und erst recht der Arbeitnehmerüberlassung häufig eine gewisse Skepsis entgegen gebracht wird, gibt es hier scheinbar gar kein Problem mit hohen Gehältern und Vermittlungsprovisionen.

So dürfte  den wenigsten bekannt sein, dass auch Profisportler wie z.B. Fußballer, Arbeitnehmer sein können. Daher wurde bereits in der Vergangenheit verschiedentlich in der Rechtswissenschaft untersucht, inwieweit das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz im Rahmen des Profisportes zur Anwendung kommt.

Wie auch immer die rechtliche Bewertung ausfällt, so hat man es hier mit einem durchaus umsatzstarken Geschäftsfeld der Personaldienstleistung zu tun. Dabei unterscheidet sich die Tätigkeit der Spielervermittler von den Grundlagen her nur unwesentlich vom Geschäftsfeld der klassischen Personalvermittlung. Hier wie dort sind Spezialisten am Werk, die meist in einem oder auch mehreren, fachlichen Bereichen ein hohes Fachwissen erworben haben. Dieses ist notwendig, um Kunden auf der einen Seiten, genauso wie Mandanten, Klienten oder wie auch immer die zu Vermittelnden bezeichnet werden mögen, eine qualifizierte Dienstleistung anzubieten.

Woher kommt nun der Unterschied in der Bewertung? Woraus ergibt sich die differenzierte öffentliche Wahrnehmung?

Vorab ist es sicher nicht so, dass nicht auch dem Netzwerk aus Spielervermittlern Kritik entgegengebracht wird. Trotzdem wird diese längst nicht so öffentlichkeitswirksam formuliert. Das mag verschiedene Gründe haben. Zunächst ist der Bereich der Vermittlung von Profisportlern ein recht überschaubares Feld. Trotz der hohen Gehälter und Vermittlungsprovisionen ist die tatsächlich in dem Bereich tätige Anzahl von Personen im Verhältnis zu den übrigen Arbeitsmarktakteuren durchaus klein.

Zum anderen stellt diese Personengruppe weiterhin keine dar, die als besonders schutzbedürftig angesehen wird. Aufgrund des meist hohen sogenannten Marktwertes der Sportler, unterstellt man in der Regel, dass diese für sich selbst sorgen, bzw. kein Problem haben, in ihrem Bereich einen adäquaten Job zu bekommen, was sich nach dem Ende der Profisportlerkarriere freilich ganz anders darstellen kann. Daher ist diese Gruppe – und das dürfte der wichtigste Grund sein – auch keine Zielgruppe für Arbeitnehmerinteressenvertretungen. Zwar gibt es eine Spielergewerkschaft, doch wird grundsätzlich die Notwendigkeit von Spielervermittlungen nicht in Frage gestellt und auch die klassischen Gewerkschaften sehen aufgrund der geringen Anzahl und der hohen Gehaltsgruppen der Profisportler diese sicher nicht primär als Zielklientel ihrer eigenen Bemühungen.

Auf den normalen Arbeitsmarkt übertragen, lässt sich daraus schließen, dass ebenfalls mit zunehmender Qualifikation auch die Akzeptanz für Gehälter und dementsprechend auch begleitender Vermittlungsprovisionen steigt. Trotzdem wird in der Wirtschaft deutlich kritischer über Managergehälter aber auch die Zahlung von Vermittlungsprovisionen im Rahmen der einer Personalvermittlung gesprochen, die in den überwiegenden Fällen, zumindest in der EMEA Region, meist deutlich unter denen der Spitzenverdiener im Profisport liegen dürften und auch die gezahlten Vermittlungsprovisionen sind im internationalen Vergleich in Deutschland sicher nicht in der Spitze anzuordnen.

Wichtigste Erklärung in der Bewertung dürfte daher auch sein, dass das Image des Sports, wenn man davon sprechen kann, mehr oder weniger unantastbar ist – gerade wenn es um Fußball geht. Es spielen blanke Emotionen eine wesentliche Rolle und die meisten Fans identifizieren sich mit ihren Idolen deutlich mehr, als mit den Führungskräften der Wirtschaft. Dass zudem gerade dieser Sport in Deutschland einen Sonderstatus hat, dürfte nicht überraschen, weshalb es auch nicht einfach ist, die Bereiche Sportlervermittlung und herkömmliche Personalvermittlung oder -überlassung zu vergleichen.

Welche Schlüsse lassen sich daraus nun ziehen? Zunächst bleibt festzustellen, dass es Bereiche gibt, in denen hohe Gehälter und hohe Vermittlungsprovisionen gezahlt werden, dieser Umstand aber überhaupt nicht oder nur wenig anstößig gefunden wird. Eventuell wird es auch in Kauf genommen, weil der eigene Nutzen oder die Wertschätzung für die Dienstleistung Profisport die eigentlich negativ beurteilten Umstände in der Gesamtschau überwiegt.

Gleichzeitig kann aus den Marktmechanismen im Profisport nur begrenzt eine Ableitung für andere Personaldienstleistungen gezogen werden, da der Bereich zum einen zu separiert und gleichzeitig emotional viel stärker aufgeladen ist. Es lässt sich mit objektiven Argumenten nicht belegen, warum auf der einen Seite horrende Summen ausgegeben werden, um Fußballer zu vermitteln, die dann vielleicht für ihren Verein gar keinen Mehrwert erarbeiten, auf der anderen Seite aber der reinen Personalvermittlung und vor allem der Überlassung kritischer gegenüber gestanden wird. Denn hier wie dort werden Menschen in Arbeit gebracht, denn bei aller Freude die am Sport sicher überwiegt – für die Sportler ist meist selbst der schönste sportliche Moment immer auch bezahlte Arbeit.

Insofern bleibt nichts weiter übrig, als sich am Sport zu erfreuen und abzuwarten, ob die grundsätzlichen Mechanismen im Profisport irgendwann Grundlage gesetzlicher Regulierungen sein werden. Die Anfänge sind durch die Skandale auf Seiten des Fußballweltverbandes sicher gemacht. Was das für die Zukunft der Spielervermittler bedeutet, bleibt abzuwarten.