Wobei die Frage gestattet sein muß, ob das überhaupt relevant ist? Denn für alle, die sich für unsere Branche interessieren, wird in guter bzw. schlechter Erinnerung geblieben sein, wie die Zeitarbeit bei den letzten Koalitionsverhandlungen sprichwörtlich unter die Räder gekommen ist. Damals waren die dann vereinbarten, strengen Regulierungen für die Branche vor der Wahl überhaupt kein Thema in den Parteiprogrammen. Das Koalitionsverhandlungen aber andere „Gesetze“ haben, hat seitdem wohl jeder verstanden.

Insofern darf eine gewissen Skepsis angebracht sein, ob und wie die Parteien im Rahmen von potentiellen Koalitionsverhandlungen tatsächlich das tun, was sie vorher angekündigt haben. In jedem Fall sucht man in den Wahlprogrammen ein klares Bekenntnis zur Zeitarbeit überwiegend vergebens. Neben neutralen Aussagen der ehemaligen sog. Volksparteien, gibt es vereinzelt auch klare Ablehnung. Nur die FDP verkündet offen, dass sie die Zeitarbeit als das sieht, was sie ist. Nämlich ein wichtiger Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes und bestens geeignet, einen wesentlichen Anteil an der Transformation der Arbeitswelt in die Zukunft zu leisten. Daher sollte sie nicht weiter eingeschränkt, sondern im Gegenteil besser von Regulierungen befreit werden.

Wenn man bedenkt, welche Weiterentwicklung die Branche in den letzten Jahren geleistet hat ist die schwache politische Unterstützung in jedem Fall bedauerlich. Immerhin sprechen wir von tariflich eingebundenen Normalarbeitsverhältnissen, die im deutlich positiven Gegensatz zu vielen anderen, gerade digitalen Geschäftsmodellen stehen. Die Tarifpartnerschaft funktioniert und das Lohngefälle wurde stetig verringert oder ist in einigen Branchen überhaupt nicht mehr vorhanden.

VOTE!

Von daher spricht vieles dafür, die Zeitarbeit endlich als gleichwertigen Player am Arbeitsmarkt zu akzeptieren und nicht gebetsmühlenartig alte Vorwürfe hervorzuholen. Leider paaren sich diese verfestigten Negativmeinungen häufig mit eklatanten Wissenslücken über das Arbeits- und Tarifrecht. Anders ist es nicht zu erklären, dass selbst elementare Zusammenhänge nicht erkannt und die Zeitarbeit immer wieder mit anderen Formen des Drittpersonaleinsatzes in einen Topf geworfen wird. Die bedauerlichen Ereignisse in der Fleischindustrie und deren Bewertung zeugen davon.

Allerdings und das ist das erfreuliche, hat sich die Zeitarbeit auch im Innenverhältnis weiterentwickelt. Längst haben Unternehmen erkannt, das soziale Verantwortung, saubere interne Prozesse, sowie Arbeitgeberpflichten wie der Arbeitsschutz essentiell sind, um Mitarbeiter zu gewinnen und als fairer Partner für Arbeitsuchende wie Unternehmen zu dienen. Gleichzeitig besinnt man sich auf die eigenen Stärke, und versucht viel deutlicher als noch vor einiger Zeit, die positiven Effekte für den Arbeitsmarkt zur Imageverbesserung zu nutzen. Netzwerke entstehen und Branchenbegleiter sehen sich stärker als Partner und nicht nur als Konkurrenten.

Dieses Zusammenrücken hat dann auch dazu geführt, die Regulierungen in der Fleischindustrie gerichtlich überprüfen zu lassen und belegt, dass man innerhalb der Branche in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen und sich selbstbewusst gegenüber rechtlich fragwürdigen Regulierungen zu positionieren.

Wünschenswert wäre allerdings, dass der Zeitarbeit auch von Seiten der Politik, den Arbeitnehmervertretern und vor allem den Kundenunternehmen noch stärker der Rücken gestärkt wird. Denn die soeben genannten dürften überwiegend positive Erfahrungen im Umgang mit der Zeitarbeitsbranche gemacht haben und wissen, dass man hervorragend zusammenarbeiten, Herausforderungen meistern und insgesamt sowohl Unternehmen als auch Bewerbern einen Mehrwert bieten kann. Dann sollte man sich dazu aber auch bekennen und dieses Bekenntnis nicht beim kleinsten Gegenwind wieder zurücknehmen.

Die Zeitarbeitsunternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es in jedem Fall verdient.

Und nicht vergessen: Wählen gehen!