Während meiner Keynote auf der iGZ Veranstaltung „New Work Summit“ stellte ich dem Auditorium folgende Fragen: „Wer von Euch hat einen festen Homeoffice Tag?“ Ungefähr 10 von 90 Teilnehmenden hoben die Hände. Auf die Frage „Wer von Euch hat einen Firmenwagen?“, gingen so gut wie alle Hände nach oben.

Das Ergebnis hat mich und auch die Anwesenden doch eher überrascht. Aber ist es wirklich so erstaunlich? Ich denke nicht, denn es beweist zwei Dinge.

Zunächst ist auf der Ebene der Fach- und Führungskräfte (m/w/d) die Struktur der Arbeitswelt noch deutlich konservativer, als es in der „HR Bubble“ den Anschein hat. New Work ist vor allem ein „Buzz Word“, weniger neu als vielfach angenommen und der Alltag ist häufig weniger flexibel oder lockerer als es scheint.

Bis vor allem im sehr zentralen Unternehmensbereich „HR“ der Wandel vollständig ankommt, dürfte also noch eine gewisse Zeit vergehen. Zudem sind zwar New Work, der demographische Wandel und damit verbundene Unterschiede der Generationen Treiber von Innovationen. Der überwiegende Teil der Führungskräfte ist allerdings deutlich älter, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das betrifft auch die Belegschaften und so ist die Digitalkomptenz als Basis für „New Work“ nicht immer so verbreitet, wie es sinnvoll wäre.

Dadurch wird eine weitere Herausforderung von „New Work“ sichtbar. Denn auch wenn die Wichtigkeit für die Neugestaltung der Arbeitswelt unbestritten sein dürfte. Es muss verhindert werden, dass Belegschaften zu sehr auseinanderdriften. Denn es gibt Tätigkeiten, die nicht oder nur in geringem Maße fern von festen Arbeitsplätzen auszuüben sind. Hier wird zu prüfen sein, wie die Gleichbehandlung umgesetzt wird und zudem die Potentiale von Flexibilisierung und Neugestaltung auch in industrienahen oder handwerklichen Tätigkeiten umgesetzt werden können.

Trotzdem haben die beiden Tage der iGZ Summit Veranstaltung zu den Themen „New Work“ und „Marketing“ eindrucksvoll gezeigt, dass Interesse hinsichtlich eines Wandels der Arbeitswelt im Sinne von „New Work“ vorhanden ist und die Unternehmen bereit sind, sich auf die Veränderungen einzulassen und diese mitzugestalten. Natürlich werden die verschiedenen Möglichkeiten analysiert und bei Bedarf in den Unternehmen bereits angewendet. Aber die Wichtigkeit der Präsenz am Arbeitsplatz ist zumindest in der Breite immer noch vorhanden.

Aus Sicht der Personaldienstleistungsbranche hat mich aber vor allem der Anteil der Firmenwagenutzer/innen nicht überrascht.

Denn wie schon gesagt ist die Arbeitswelt immer noch deutlich konservativer als angenommen und scheinbar sind Firmenwagen noch lange nicht durch andere Benefits abgelöst. Als passionierter Fahrradfahrer könnte ich mir hier zwar das Firmenfahrrad vorstellen, aber das ist zumindest für den Businessalltag außerhalb des reinen Pendelns zum Arbeitsplatz sicher noch keine Alternative.

Zu groß sind oft die Entfernungen und zu wenig planbar die Termine im Außendienst. Die aktuell wieder viel diskutierte private Nutzbarkeit von Firmenwagen mag ein weiterer Vorteil sein, hat für mich aber keine Auswirkungen hinsichtlich der Einordnung innerhalb der Arbeitsbedingungen.

Viel entscheidender ist die Erkenntnis, dass der Firmenwagen die Wichtigkeit persönlicher Kontakte unterstreicht. In der Personaldienstleistungs- und HR Branche steht der Mensch im Mittelpunkt. Wie es scheint, haben daran Corona und die aktuellen Entwicklungen wenig geändert. So wichtig das Homeoffice und die Möglichkeit zum Remotearbeiten sind. Ohne persönliche Kontakte kommen nachhaltige Bindungen nicht zustande.

Unsere Branche ist gerade durch die wechselnden Einsatzorte unserer Mitarbeitenden von Mobilität und Flexibilität gekennzeichnet. Wer viele verschiedene Kundenunternehmen oder Mitarbeitende an ihren Arbeitsplätzen in seinem Einzugsgebiet besuchen möchte, kommt gerade außerhalb der Metropolregionen um das Auto nicht herum.

Für unsere Personaldienstleistungsbranche ist das zudem umso wichtiger, ist doch der persönliche Netzwerkgedanke die Basis unseres Geschäfts und grenzt uns von rein digitalen Modellen ab. Nur wenn ich mein Kundenunternehmen und die handelnden Menschen gut kenne und einschätzen kann, wird meine Personaldienstleistung für alle Beteiligten einen Mehrwert darstellen.  

Sicher wird der Anteil digitaler Lösungen mittelfristig auch in unserem Bereich stark zunehmen. Doch ohne den persönlichen Kontakt wird kein Modell funktionieren, denn letztendlich arbeiten Menschen mit Menschen zusammen. Wer könnte da besser vermitteln als ein Mensch?

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