Teamkultur – Fehlerkultur

Vor einigen Tagen hat eine Führungskraft aus einem unserer Unternehmen auf die Frage, welche Dinge für den Erfolg ihrer Niederlassung mit entscheidend seien, geantwortet, dass vor allem die Fehlerkultur dazu beitrage, die Teamkultur zur erhalten und sogar zu stärken.

Nun ist die Erkenntnis, dass man aus Fehlern lernen kann, sicher nicht neu. Trotzdem hat diese Aussage in ihrer Deutlichkeit zunächst überrascht. Im Zuge einer tiefergehenden Analyse hat sich dann aber ein recht klares Bild davon ergeben, was die Kollegin gemeint hat und wie diese Aussage im Rahmen der Ausbildung und Stärkung einer Führungskultur für Unternehmen entscheidend sein kann.

Im Alltag hat ein Fehler ja zweierlei Folgen. Zum einen die ganz konkrete und unmittelbare, die sich aus einer schlechten Ausführung einer Handlung oder aber einer verpassten Chance ergibt. Weiterhin muss der Fehler im Rahmen einer Teamkonstellation verarbeitet und aufgearbeitet werden, da sich daraus nur so auch ein Lerneffekt ergeben kann. Hier ist nun die Führungskraft gefordert. Erfolgt eine falsche, gar keine oder eine komplett fehlgeleitete Reaktion, verstärkt sich der Negativimpuls und kann im Endeffekt für das Team und die Arbeitsergebnisse weit größere Schäden herbeiführen, als der eingangs erwähnte Fehler an sich.

Wie sieht diese positive Fehlerkultur der Kollegin und ihres Teams nun aus? Zusammen mit den übrigen Teammitgliedern hat man sich hier entschieden, über Fehler zu sprechen und diese zu analysieren. So können Handlungsmaßnahmen für die Zukunft abgeleitet werden, die idealerweise dazu führen, dass Fehler nicht oder weniger häufiger gemacht werden und vor allem nicht immer die wiederkehrenden Prozesse falsch angegangen werden. Dazu kommt -und das ist fast noch wichtiger- die persönliche Ebene. Denn in diesem Team wird die Kollegin oder der Kollegen, der oder dem ein Fehler unterlaufen ist, von der Führungskraft und dem gesamten Team nicht alleine gelassen, sondern vielmehr abgeholt. Es wird vermittelt, dass jeder Fehler machen kann und wenn aus diesen Fehlern gelernt wird, niemand ein Interesse daran hat, diese Dinge in der Zukunft weiterhin oder erneut zu thematisieren.

Dieses Verhalten wirkt auf den ersten Blick nahezu unbedeutend selbstverständlich. Sicher würde so gut wie jede Führungskraft für sich reklamieren, genau auf diese Weise mit Fehlern innerhalb des Teams umzugehen. Doch ein Blick auf die Wirklichkeit zeichnet hier teilweise ein anderes Bild. Ohne auf die Gründe näher eingehen zu wollen, kann das an einer fehlerhaften Selbstwahrnehmung der Führungskräfte aber auch an zu eingefahrenen Strukturen liegen, die gerade keine offene und lösungsorientierte Auseinandersetzung mit Fehlern zulassen.

Denn das Gegenstück zu soeben aufgeführten positiven Fehlerkultur hat für die Leistungsfähigkeit von Teams einen nahezu zerstörerischen Charakter. Anders als beschrieben werden die Fehler der Teammitglieder hier zum einen weder konstruktiv aufgearbeitet, noch findet ein durch die Führungskraft vorgegebener Abschluss der Auseinandersetzung mit dem Fehler statt.

Das ist insofern problematisch, als dass man dadurch selbst kleinsten Fehlern den Raum gibt, sich über viel längere Zeiträume in die Produktivität des Teams zu drängen. Die Fehler werden immer wieder aufs Neue diskutiert oder hervorgeholt und der Blick für die wirklichen Probleme oder notwendigen Strukturanpassungen geht verloren. Das kann so weit gehen, dass statt einer positiven Fehlerkultur eine Kultur des Suchens von Fehlern bei anderen Teammitgliedern entsteht. In diesem Stadium bestimmt dann die fortlaufende Beschäftigung mit Fehlern einen Großteil des Tagesablaufs und frisst unnötigerweise Energie und gefährdet damit die Team- und Unternehmensergebnisse.  Der Zusammenhalt des Teams wird in Frage gestellt oder zerstört und am Ende steht eine Häufung von einzelnen Persönlichkeiten, die jeder für sich aber nicht zusammen im Team arbeiten.

In unserem Beispiel war die positive Fehlerkultur nur ein Baustein für ein überdurchschnittlich erfolgreiches Team. Natürlich würde sie ohne Leistungsfähigkeit und Motivation auch keine positiven Ergebnisse bringen. Aber gerade wenn das Erreichen von gemeinsamen Teamzielen anstrengend und arbeitsintensiv ist, sollte man sich die gemeinsamen Erfolge innerhalb eines Teams oder Unternehmens nicht davon gefährden lassen, dass man den Fehlern das Ruder in die Hand gibt.

Fehler sollten aufgearbeitet und die gemachten Erfahrungen müssen in Prozesse eingearbeitet werden aber damit hört der Rahmen, der Fehlern gegeben werden darf, auch schon auf.

Also Schluss mit der Fehlersuche, vor allem bei anderen, sondern zusammen im Team nach vorne schauen und motiviert die anstehenden Aufgaben anpacken.

Dann klappt es beim nächsten Mal vielleicht auch mit der Weltmeisterschaft!