Wording ist wichtig. Denn es gibt wenig, was Zeitarbeitsunternehmen oder auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so missfällt, wie die Bezeichnung als „Leiharbeitsunternehmen“, „Leiharbeiter“ oder gar „Leasingmitarbeiter“. Die Auseinandersetzung darüber, wie der im AÜG (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz) als Arbeitnehmerüberlassung definierte Begriff in der Praxis passend und so allgemeingültig wie möglich auszulegen ist, währt schon sehr lange.

Unabhängig von der Tatsache, wie man sich diesem Problem rechtlich nähert, impliziert dieser Streit vor allem auch eine an der Vergangenheit ausgerichtete und ein Stück weit gestrige Sicht auf das Thema Normalarbeitsplatz und flexible Beschäftigungsformen.

Auf der einen Seite wurde durch eine entsprechende Wahl der Begrifflichkeit oft versucht, den gesamten Komplex des drittbezogenen Personaleinsatzes – und vor allem die Zeitarbeit – zu diskreditieren. Was wiederum auf der anderen Seite dazu geführt hat, dieser Frage nach der richtigen Bezeichnung vielleicht mehr Bedeutung zuzumessen, als sie es verdient hätte.

In jedem Fall war und ist das Thema emotional aufgeladen und natürlich pocht die Zeitarbeitsbranche darauf, als Unternehmen und Arbeitgeber auch nicht nur durch Begrifflichkeiten unberechtigterweise in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden.

Wording wirkt!

Trotzdem ist diese Auseinandersetzung vor allem ein Beleg dafür, dass gerade heutzutage das Wording und damit die Darstellung und Vermarktung von Zusammenhängen in der Öffentlichkeit, stark dazu beitragen, wie eine Sache wahrgenommen und bewertet wird.

Sehr oft erleben wir, dass Prozesse, die gar nicht neu sind, mit neuen Bezeichnungen oder Anglizismen aktualisiert und der Moderne angepasst werden. Gerade weil das so ist, sollte die Diskussion darüber ob und wie die Zeitarbeit durch eine neue Begrifflichkeit in diese Moderne geführt wird, intensiv geführt werden.

Die Fragestellung ist wichtiger denn je weil der Branche teilweise immer noch ein bestimmtes Image anhaftet, dass längst überholt und ist welches sie vor allem überhaupt nicht mehr verdient hat.

Dabei stehen wir uns aber oft ein wenig selbst im Weg, wenn zu zaghaft um die eigene Positionierung gerungen wird und nicht mit dem gegebenen Selbstbewusstsein die eigenen Stärken kommuniziert werden.

New Work und Zeitarbeit

Ein Beleg dafür ist die Kombination des Begriffes New Work und Zeitarbeit. Das Thema New Work ist bekanntlich in aller Munde und wie ich schon anderweitig ausführte, ist vor allem die Zeitarbeit hier immer schon Vorreiter gewesen und das Thema insgesamt für unsere Branche überhaupt nichts Neues.

Nur leider wird darüber viel zu wenig gesprochen und nimmt diesen Zusammenhang somit eine breite Öffentlichkeit auch zu selten war. Dabei könnte man mit der richtigen Bezeichnung sicher belegen, dass Zeitarbeit sehr wohl auch New Work ist.

Denn „New Work“ ist zunächst vor allem anders als „Normal Work“. Was sich unter dem Begriff des Normalarbeitsverhältnisses subsumieren lässt ist für einige sicher völlig klar, andere wollen hier vielleicht weiter auslegen. In jedem Fall sollte die Zeitarbeit endlich als so normal angesehen werden, wir andere Beschäftigungsformen auch.

Denn jede einzelne Beschäftigungs- oder Vertragsform ist ein Teil des arbeitsteiligen Zusammenwirkens am Arbeitsmarkt und damit Teil des großen Ganzen „normalen“ Arbeitsmarktes. Sie bilden für sich nur unterschiedliche Bedürfnisse sowohl von Unternehmen wie Beschäftigten ab, erfüllen aber individuell ihre wichtige Rolle für das Funktionieren der Wirtschaft. Das alles eingebettet in das austarierte deutsche Zivil-, Arbeits- und Tarifrecht. Dabei ist es dann gleichgültig, ob man hier die Zeitarbeit meint oder andere Vertragsformen wir die davon deutlich abzugrenzenden Dienst- und Werkverträge.

Fazit

Wenn die Zeitarbeit endlich objektiv und nicht mehr rein bewertend betrachtet wird, verliert auch der Streit um das Wording an Bedeutung. Denn letztlich belegt ein vielleicht bewusst negativ eingesetzter Begriff nicht die Richtigkeit bestimmter Zusammenhänge. Eher belegt er, mit welcher gestriger und zurückgewandeter Einschätzung des Arbeitsmarktes der Sender des Begriffs hier eine Bewertung vornimmt und versucht, der Zeitarbeit Attribute zu unterstellen, die lange überholt sind.

Denn tatsächlich gibt es das alte „Normal Work“ schon so gut wie nicht mehr. Der Arbeitsmarkt wandelt sich und wird sich weiter wandeln mit all seinen Herausforderungen für die Gesellschaft. Flexibilität, Arbeit auf Abruf, Follow-the-Sun Prinzip, Freelancer und Zeitarbeit werden als fester Teil neben anderen Beschäftigungsformen normal sein und sind es bereits. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind allgegenwärtig. Das ist bereits „New Work“ im hier und jetzt und nicht erst in der Zukunft.

Wer das erkennt, muss die Zeitarbeit auch nicht mehr so nennen wie bisher, sondern vielleicht eher als Ideenbeschaffer, Netzwerker, Flexible Workforce, Human Ressource Manager, Personaldienstleister oder was auch immer.

Fällt Ihnen ein tolles neues Wording ein?

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